Islam und Klimagerechtigkeit

GUTES GENIESSEN UND FALSCHES VERBIETEN
INSPIRIERT DURCH KORAN 3:104

Was bedeutet Klimagerechtigkeit?

Klimagerechtigkeit ist die Überschneidung von Umweltbewusstsein und sozialer Gerechtigkeit. Sie beschreibt, wie der Klimawandel einkommensschwache Gemeinschaften und kolonisierte Gemeinschaften auf der ganzen Welt unverhältnismäßig stark schädigt. Es sind die Menschen, Gemeinschaften und Länder, die am wenigsten für diese Krise verantwortlich sind. Sie leiden unter den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels: Überschwemmungen, Brände, Dürren und die daraus resultierende Vertreibung, Verlust der Lebensgrundlage, Krankheiten, Verletzungen, Armut und Tod. Auch Pflanzen, Tiere und naturbelassene Orte der Welt leiden darunter.

Die Klimagerechtigkeitsbewegung erkennt an, dass dieser Klima-Notstand viele weitere grausame Unterdrückungssysteme wie Armut, politische Ausbeutung, Rassismus, Misogynie, Homophobie und Kolonialisierung verschärft und mit ihnen verwoben ist. Diese Kräfte wurzeln im falschen Gebrauch und Missbrauch von Macht, Menschen und Planeten durch Rohstoffindustrien, Finanzinstitutionen, ineffektive oder korrupte Regierungen und schädliche kulturelle Kräfte, die meistens aus dem globalen Norden stammen.

Nur Veränderungen in diesen Systemen und Industrien, die von sozialen Bewegungen organisiert werden, können die Ursachen des Klimawandels in der erforderlichen Größenordnung und Tiefe angehen.

Was lehrt der Islam?
Tawhid
Tawhid ist die grundlegende Aussage über die Einheit einer Kreation, aus der sich alles andere ergibt. Es ist das ursprüngliche Zeugnis für die Einheit der gesamten Schöpfung und für die gegenseitige Abhängigkeit der natürlichen Ordnung, von der die Menschheit ein wesentlicher Teil ist. Die gesamte Schöpfung, die das Werk von Einem/ Einer ist, funktioniert innerhalb eines bestimmten Musters.

Khalifah
Der Mensch übernimmt die Rolle der Ordnung oder Verwaltung (khalifah) der Erde. Das bedeutet, dass Gott dem Menschen die Verantwortung für die Schöpfung und für die Erde anvertraut hat und sie so in seinen Dienst stellt. Mit anderen Worten: Der Mensch ist zwar nicht der Eigentümer/-in oder Herrscher/-in der Erde – diese Position ist Gott vorbehalten -, aber der Mensch hat einen wichtigen Platz in der Schöpfungsordnung. Die islamische Umweltbewegung fordert den Menschen auf, die Rolle der Verwaltung zu übernehmen und die Unterwerfung der Natur unter der Menschheit zu beenden.

Amanah
Sehr eng verbunden mit der Khalifa-Lehre ist die Lehre von der Amanah, die für die Erfüllung der Verantwortung in allen Dimensionen des Lebens steht. Es geht um die Verantwortung innerhalb der Verwaltungs-Rolle, die die Menschheit übernommen hat, als Gott sie den Menschen anbot. Der Abschnitt im Koran, der in diesem Fall oft zitiert wird, beschreibt, wie Gott dem Himmel, der Erde und den Bergen diese Verantwortung anbot, sie alle aber ablehnten, weil sie Angst hatten, diese Verantwortung auf sich zu nehmen.

Mizan
Mizan bedeutet Gleichgewicht, Ausgewogenheit oder Waage. In der islamischen Umweltethik wird es als “ökologisches Gleichgewicht” oder als “Mittelweg” übersetzt. Dieser Grundsatz fordert die Erhaltung oder Wiederherstellung des Gleichgewichts auf der Erde, sowohl im Hinblick auf Harmonie in der Natur als auch innerhalb der menschlichen Gerechtigkeit und Moral im täglichen Umgang miteinander. Gott hat die Erde und alles auf ihr vollkommen, fehlerfrei und im Gleichgewicht geschaffen. Jedoch ist es die Aufgabe des Menschen, sie in diesem Zustand zu erhalten. Nach Ansicht muslimischer Ökotheologien sind Probleme wie die globale Erwärmung, Erdbeben und der steigende Meeresspiegel ein Beweis dafür, dass die Erde nicht mehr im göttlichen Gleichgewicht ist.

Fitrah
Unter Fitrah versteht man den ursprünglichen Zustand der Schöpfung oder die ursprüngliche Natur der Dinge. Dazu gehört in erster Linie der natürliche Zustand des Menschen im Einklang mit der Natur. Daraus leitet sich die Notwendigkeit und Verpflichtung des Menschen ab, die Umwelt zu schützen.

EIN AUFRUF ZUM HANDELN

Engagement für Klimagerechtigkeit erfordert die Untersuchung relevanter Themen aus der islamischen Lehre, um die Grundprinzipien islamischer Umweltethik aus Glaubensperspektive zusammen zu bringen. Auf diese Untersuchung folgt eine Diskussion über den Wert einiger grundlegender Prinzipien, die einem islamischen Wirtschaftsansatz innewohnen, im Vergleich zu den derzeit dominanten wirtschaftssystematischen Prinzipien. Anschließend wird versucht herauszufinden, welche Formen eine islamische Antwort auf den Klimawandel annehmen könnte, wobei besonderes Augenmerk darauf gelegt wird, wie Muslime sich mit dem Klimaproblem auseinandersetzen und sich am Aufbau einer sozialen Bewegung für Klimagerechtigkeit beteiligen könnten. Die Absicht ist es, konstruktive Wege der Meinungsäußerung aufzuzeigen und so das Potenzial der Gesellschaft besser auszuschöpfen, um sich gemeinsam dieser globalen und dringenden Herausforderung zu stellen. Diese Bewegung hat die moralische Kraft, die Systeme hinter der Krise zu verändern, sowohl als individuelle Pflicht (farḍ al-‘ayn) als auch als gemeinschaftliche Verpflichtung (fard kifayah). Gemeinsam erheben wir uns, um fossile Brennstoffe und Rohstoffkonzerne, Finanzinstitutionen und Regierungen für den Klima-Notstand zur Verantwortung zu ziehen.

Im Koran und in den Hadithen werden die Muslime aufgefordert, ihren Platz zu kennen, sich um den Planeten zu kümmern und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen.

Sprich, O Prophet: “Das Gute und das Böse sind nicht gleich, auch wenn ihr durch die Fülle des Bösen geblendet werdet. So seid auf Allah bedacht, o Volk der Vernunft, damit ihr erfolgreich seid.”
(Koran Surah Al-Maidah 5:100)

Er ist es, der euch zur Stellvertretung auf der Erde ernannt und einige von euch in den Rang über andere erhoben hat, damit Er euch prüft in dem, was Er euch gegeben hat. Wahrlich, euer Herr ist schnell im Abrechnen, und wahrlich, Er ist allverzeihend, allbarmherzig.
(Koran Surah Al-An’am 6:165)

Wir boten den Himmeln und der Erde und den Bergen das Vertrauen an, und sie wollten es nicht tragen und fürchteten es; der Mensch aber trug es. Fürwahr, er war ungerecht und unwissend.
(Koran Surah Al-Ahzab 33:72)

Der Barmherzige hat den Qur’an gelehrt. Er erschuf den Menschen und lehrte ihn die Erklärung. Die Sonne und den Mond hat Er auf eine Rechnung gesetzt, und die Sterne und die Bäume beugen sich; und den Himmel hat Er aufgerichtet und das Gleichgewicht gesetzt.
(Koran Surah Ar-Rahman 55:1-7)

Und auf der Erde sind Zeichen derer, die ein starkes Wissen haben, und in euch selbst. Wollt ihr denn nicht sehen?
(Koran Surah Adh-Dhariyat 51:20-21)

 

Unser Auftrag

Weil die Erde und alle Menschen heilig und gefährdet sind, baut GreenFaith eine weltweite, multireligiöse Klima- und Umweltbewegung auf.

Gemeinsam bilden unsere Mitglieder Gemeinschaften, um uns selbst, unsere spirituellen Institutionen und die Gesellschaft zu verändern, um den Planeten zu schützen und eine mitfühlende, liebevolle und gerechte Welt zu schaffen.